Dynamik der Atmung

Bildquelle: Yoga Experience

Eine Zusammenfassung des Kapitels „Die Dynamik der Atmung“ aus dem Buch Yoga Anatomie [1]

Das Buch „Yoga-Anatomie“ von Leslie Kaminoff ist sehr übersichtlich gegliedert. Die Dynamik der Atmung : Im einführenden Teil gibt es allgemeines Wissen zu Atmung, Wirbelsäule, Skelett und Muskeln. Im Hauptteil werden die wichtigsten Asanas sowie Ihre Wirkung auf Organe, Muskelgruppen und Gelenke erklärt. Des Weiteren werden die Sanskritbegriffe der Asanas übersetzt.

-Was passiert eigentlich im Körper bei verschiedenen Yoga-Übungen, bei Atmung, Gelenk- und Muskelaktionen

– Welche Muskeln und Gelenke sind in einzelnen Yoga-Positionen beteiligt?

-Welche Muskeln sind aktiv, welche gedehnt? -Wann sind welche Atemtechniken einzusetzen?

Asanas & Atmung eine unzertrennbare Kombination

Die Autoren Kamminoff und Matthews beschreiben in ihrem Buch sehr ausführlich die Dynamik der Atmung sowie die Rolle des Zwerchfells. Die Atmung wird in Zusammenhang mit den Yogaübungen ganzheitlich betrachtet.

Dynamik der Atmung

Aus dem Funktionsprinzip einer Zelle wird die Dynamik der Atmung abgeleitet. Die Nährstoffe durchdringen die Zellmembran und werden im inneren verstoffwechselt und liefern Energie. Bei dem Stoffwechselprozess entstehen Abfallstoffe, die wieder aus der Membran austreten müssen. Diese Zellfunktionen heißen Prana (Einatmen) und Apana (Ausatmen). Die strukturellen Eigenschaften der Membran (Durchlässigkeit, Stabilität) werden mit den Begriffen Sthira (fest, kompakt, stark) und Sukha (leicht, sanft, mild) beschrieben.  

Atmen ist die Bewegung von Luft. Diese gelangt aus der Umgebung in die Lungen und wird von dort zurück aus den Lungen in die Umgebung abgegeben. Es erfolgt daraufhin ein Sauerstoffstoffwechsel. Sauerstoff und Kohlendioxid wird zwischen Lunge und Blut sowie zwischen dem Blut und den Zellen des Körpers getauscht.

Der Weg der Atmung

An diesem chemischen und biomechanischen Vorgang sind einige Organe und Muskeln beteiligt. Der Weg beginnt mit der Nase, die mit Sauerstoff angereicherte Luft einatmet. Durch den Rachen gelangt die Luft in den Kehlkopf, und wird in die Lunge weitergeleitet. Die Kapillaren in den Lungen übergeben den Sauerstoff an das Blut, das damit die Körperzellen versorgt. Das dabei entstehende Kohlendioxid (CO2) wird danach vom Blut zurück in die Lunge transportiert und gelangt zum Schluss über den Kehlkopf, Rachen und Nase zurück in die Umgebung. 

Der wichtigste Muskel bei der Atmung ist das Zwerchfell

Das Zwerchfell beginnt zwischen der dritten und vierten Rippe und ist am Herzen befestigt. Nach oben geht das Zwerchfell in eine Sehnenplatte über. Es ist wie ein Fallschirm rund aufgespannt. Weil links ist das Herz nach unten gedrückt und rechts ist die Leber nach oben gedrückt. Der Fallschirm reicht in bleibender Asymmetrie bis zum zweiten bzw. dritten Lendenwirbel und ist dort an vier Punkten befestigt, nämlich Brustbein, Rippen, Rippenbögen und Lenden. 

Bauchatmung

Das Zwerchfell trennt den Brustraum inklusive Lunge und Herz vom Bauchraum, in dem die inneren Organe liegen. Die inneren Organe wie Magen, Darm, Milz, Leber sowie Nieren sind nicht direkt an der Mechanik der Atmung beteiligt, weil sie natürlich mit Sauerstoff versorgt werden. Wenn die Lungen sich beim Einatmen mit frischem Sauerstoff angereicherter Luft füllen, so vergrößert sich deren Volumen und die Lungenflügel dehnen sich in alle Richtungen aus. Das Zwerchfell sowie die oberhalb des Zwerchfells liegenden Zwischenrippenmuskeln drücken dann die Organe von oben weg, damit die Lungen sich ausbreiten können. Da die Bauchorgane keinen inneren Raum zum Ausweichen haben, dehnen sie sich von außen sichtbar aus und die Bauchdecke hebt sich an. Beim Ausatmen hebt sich das Zwerchfell von den schrägen Bauchmuskeln und dem Musculus transversus abdominis unterstützt wieder und drückt damit die Luft aus den Lungen. 

Brustatmung

Die Atemhilfsmuskeln der Zwischenrippe und die schrägen Bauchmuskeln gehen ineinander über, was zur Folge hat, dass immer nur einer der beiden aktiv ist, während der andere Muskel entspannt ist. Ein tiefes Einatmen mit angespanntem Bauch ist aus diesem Grund schwierig. Durch Anspannen der unteren Bauchmuskeln oder auch ein überdurchschnittlich gefüllter Magen-Darm-Trakt kann die Lungen stärker zu den Seiten und nach oben drücken. Diese Atmung nennt sich Brustatmung.

Durch Bauch und Brustatmung werden die Muskelgruppen in unterschiedlicher Intensität angesprochen. Eine Möglichkeit der Umverteilung der Kräfte ist der Verschluss des Kehlkopfes. Dieser Verschluss kann durch zwei von vier möglichen Positionen in den Stimmbändern erfolgen. Im wachen bzw. im schlafenden Zustand sind die Stimmbänder unterschiedlich weit geöffnet. Daher wird die Luft durch die Muskeln der Zwischenrippen, den oben genannten Bauchmuskeln und dem Zwerchfell auf und ab transportiert.

Ujjayi-Atmung

Bei der Ujjayi-Atmung wird ein Nasenflügel verschlossen. Somit sind die Atemzüge verlangsamt. Automatisch ist die Atmung viel bewusster und vertiefter. Bei dieser Atmung ist der Atemstrom sowohl spür- als auch hörbar, wie ein Meeresrauschen. Die Aktivität der Muskeln ist dadurch vollständig ausgeführt und die Wirbelsäule streckt sich in eine aufrechte Position. Der vollständige Verschluss des Kehlkopfes heißt im Sanskrit Jalandara Bandha. Um die Stimmbänder ganz zu schließen und das Anhalten des Atems zu vereinfachen, ist hier zusätzlich das Kinn zum Brustbein gezogen.

Der Begriff Pranayama wird in Prana (das Leben) und Yama (Kontrolle) unterteilt. Die Kontrolle unseres Atems kann uns helfen das intrinsische GG zu finden.

Das Buch „Yoga Anatomie“ ist ein gutes Nachschlagewerk, um die Yogastunde tiefgründig vorzubereiten und auf die Anliegen der Schüler bezüglich Muskelverspannungen an Schulter, Nacken und unterer Rücken einzugehen.

Quellen:

[1] Leslie Kaminoff: Yoga Anatomie, riva Verlag, 2018, 4. Auflage