Heilt Hormon-Yoga hormonelle Dysbalancen ?

Bildquelle: Yoga Experience

Hormon-Yoga ist eine von vielen Varianten, um körperliche Dysbalancen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aber wie funktioniert das? Ich erkläre dir wie unser Körper funktioniert und was Ursachen für körperliche Dysbalancen sind. In diesem Beitrag findest Du Informationen über das Leitprinzip von Hormon-Yoga und welche Erfolge eine natürliche Hormon-Therapie mit sich bringt. Zum Schluss erkläre ich dir die wichtigsten Elemente einer Hormon-Yoga Stunde und welche Atem-Techniken angewandt werden, um die Hormondrüsen zu stimulieren.

Jeder von Uns, der regelmäßig Yoga praktiziert, spürt jede kleinste Veränderung an und in seinem Körper und weiß, dass der Jahrtausend alte indische Yoga-Weg einen umfassenden und tiefgreifenden Effekt auf Unser geistiges und körperliches Wohlbefinden hat. Die vielfältige Wirkungsweise dieser Yoga-Praxis kann körperliche und geistige Beschwerden vorbeugen, lindern oder manche sogar heilen.

Wie funktioniert unser Körper?[1]

Bestimmte Zellvorgänge koordinieren und steuern unseren Körper, damit er funktioniert. Dafür ist das Hormonsystem zuständig. Es leitet Botenstoffe (Hormone) als körpereigene „Anweisungen“ weiter. Hormone werden in Drüsen produziert, verteilen sich im Blut und steuern lebenswichtige Funktionen wie zum Beispiel den Kreislauf, die Atmung und den Stoffwechsel. Hormone sind zudem dafür verantwortlich, wie wir uns fühlen. Zu den bekanntesten Hormonen gehört das Schilddrüsenhormon Thyroxin (TSH), die Östrogene, das Insulin oder das Cortison. Im Körper werden kontinuierlich Stoffe auf- oder abgebaut. Mittlerweile können Stoffwechselstörungen im Blut schnell festgestellt werden. Sobald gewisse Blut- und Hormonwerte im Körper unter oder über der Normalgrenze liegen, wird die Produktion von Hormonen eingeleitet oder auch gestoppt. Bei Hormonschwankungen ist die innere Balance des Körpers aus dem Gleichgewicht geraten und sollte deshalb behandelt werden.

Wie kommt es zu hormonellen Dysbalancen?

Mittlerweile sind über 6 Millionen Deutsche von Hormonstörungen betroffen. Es ist an der Zeit den Menschen ganzheitlich zu betrachten. Entscheidende Ursachen für eine Hormonstörung können chronischen Stress, Bewegungsarmut und schlechte Ernährung sein.

Warum glaubt die Yoga-Community, dass Yoga die Hormonproduktion positiv beeinflusst? Entspricht das der Wahrheit oder ist das ein Irrglaube? Nur eine wissenschaftliche Studie kann diese Fragen aufklären! Aus diesem Grund erforschen neuerdings Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Wirksamkeit von Yoga auf den menschlichen Körper.

Der aktuelle Stand der Forschung zeigt, dass eine regelmäßige Yoga-Praxis dabei hilft, Symptome einer Hormonstörung nachhaltig und natürlich zu behandeln. Durch regelmäßige Meditation kann sich das Hormon- und Nervensystem entspannen und hat daher eine positive Auswirkung auf unser Stresslevel. Mithilfe von Meditation und Yoga kommt der menschliche Körper außerdem zur Ruhe und bekommt die Möglichkeit regenerative Prozesse anzuregen. Somit wirkt Meditation auf ganzheitliche Weise und auf allen Ebenen. Bisher praktizieren nur rund 3,3 Prozent der Deutschen regelmäßig Yoga. 90 Prozent der Schüler und -Schülerinnen erleben durch Yoga spürbare körperliche Veränderungen. Im Alltag sind sie ausgeglichener, fitter und konzentrierter. Neue wissenschaftliche Studien bestätigen zunehmend diese subjektiven Wahrnehmungen.

Wenn ein Mensch Asana auf die richtige Art und Weise übt, so hat das zur Folge, dass er auch durch extreme Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird.

Patañjali, Yoga Sutra 2.48

Natürliche Hormon-Therapie Möglichkeiten[2]

Hormon-Yoga ist erstmals von der brasilianischen Psychologin Dinah Rodrigues ins Leben gerufen worden und wird seit 1993 praktiziert. Es besteht aus dynamischen Übungen mit intensiver Atemtechnik und einer langen Phase der Tiefenentspannung. Zur Energielenkung werden buddhistische Techniken verwendet. Diese Übungen wirken sich positiv auf das Hormonsystem aus und können dadurch hormonell bedingte körperliche oder psychische Beschwerden lindern. Zu den Beschwerden zählen z.B. Depressionen, Hitzewallungen, Schlafstörungen und polyzystische Eierstöcke. Auf dem Markt befinden sich heutzutage vermehrt künstliche Hormonpräparate, welche allerdings ein erhöhtes Krebsrisiko aufweisen können.[3] Daher ist es ratsam auf eine natürliche Hormonregulation wie z.B. durch Hormon-Yoga zurück zu greifen.

Bildquelle: Yoga Experience

Das Prinzip von Hormon-Yoga

Das Ziel von Hormon-Yoga ist die Erzeugung weiblicher Hormone. Die Wirkungsweise beruht auf eine Kombination von Asanas und einer speziellen Atemtechnik, welche Energie zu den zuständigen Organen lenkt. Die Asanas basieren auf klassischen Hatha-Yoga-Übungen. Bei der Bhastrika-Atemtechnik wird der Bauchnabel mit dem Einatmen nach innen Richtung Wirbelsäule gezogen. Ausatmen lässt diesen wieder stoßartig frei. Die so erzeugte Energie wird zu den hormonstimulierenden Zentren zum Beispiel der Schilddrüse und den Eierstöcken gelenkt.

Was darf in einer Hormon-Yoga Stunde nicht fehlen?[2]

Eine Stunde besteht aus drei Teilen:

  1. Aufwärmen: Dynamische und energetische Dehn- und Aufwärmübungen sollen Gelenke, Brust, Beine, Rücken und Schultern lockern. Sie sollen den Körper auf die folgenden Übungen vorbereiten, um Verletzungen vorzubeugen.
  2. Hormon-Yoga-Übungsreihe: Die Abfolge der einzelnen Übungen ist im Hormonyoga genau festgelegt und dauert etwa 30 Minuten. Viele der Körperhaltungen wie der herabschauende Hund, der Drehsitz, der Schulterstand oder die Taube sind aus dem Hatha-Yoga bekannt und stimulieren die Hormondrüsen. Diese Asanas werden dynamisch und zügig ausgeführt und mit Atemübungen kombiniert.
  3. Meditation: In einer geführten Meditation oder der im Yoga typischen Endentspannung (Savasana) kommt der Körper zur Ruhe und entspannt alle Muskeln.

Pranayama-Techniken im Hormon-Yoga[2]:

  1. Bhastrika: Diese kraftvolle Atemübung wird auch Feueratem genannt und soll das Prana im Körper aktivieren und das innere Feuer entfachen. Dabei wölbt sich der Bauch bei der Einatmung zügig nach vorne und bei der Ausatmung zieht sich der Bauch wieder zusammen. Diese Pranayama-Technik wird in jeder Körperhaltung mehrfach wiederholt und massiert dadurch die inneren Organe und Eierstöcke.
  2. Ujjayi: Bei dieser Atemtechnik wird durch die teils verschlossene Nase ein- und ausgeatmet, wodurch ein hörbares Rauschen entsteht. Diese Übung beruhigt den Geist und massiert die Schilddrüse. Auch im Ashtanga-Yoga ist diese Pranayama-Technik fester Bestandteil der Praxis.
  3. Bandha: Laut der Prana-Philosophie gibt es bestimmte Regionen im Körper, wo Energie verloren gehen kann. Dies kann mit Hilfe von Bandhas (Energieverschlüssen) verhindert werden, da diese durch subtile Muskelkontraktion aktiviert werden. Das wichtigste Bandha (Mula Bundha) wird durch Zusammenziehen des Damms aktiviert.
  4. Tibetische Energielenkung: Hierbei hältst du den Atem an und lenkst deine Konzentration auf die Nasenspitze, während die Zungenspitze den oberen Gaumen berührt. Dabei visualisierst du, wie Energie vom unteren Ende der Wirbelsäule aufsteigt und zu bestimmten Drüsen fließt. Abschließend atmest du langsam aus.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus Dinah Rodrigues‘ Buch ,,Hormon-Yoga. Natürliche Balance in den Wechseljahren.“

Yoga allein ist kein Allheilmittel!

Es ist uns wohl allen klar, dass Yoga allein kein Allheilmittel sein kann. Yoga ist allerdings eine gute Möglichkeit Achtsam mit sich selbst umzugehen. Wir wissen, dass eine Asana nicht zu einer direkten Verbesserung des hormonellen Systems eines Menschen beitragen kann. Jede hormonelle Regulation ist immer ein Ausdruck einer Dynamik des gesamten körperlichen Systems. Dazu kommt noch, dass diese Dynamik bei jedem Menschen individuell ist. Jedoch sind wir uns einig, dass eine individuell angepasste und abgestimmte Yogapraxis in Kombination mit anderen Maßnahmen die Regulationssysteme einer Frau beschleunigen kann.

Buch- und Hörbuchempfehlungen

  • Hormon-Yoga. Natürliche Balance in den Wechseljahre von Dinah Rodrigues, Schirner-Verlag, Darmstadt 2005
  • Heilende Hormone: Hormonfreundliche Ernährung & naturheilkundlicher Rat für einen harmonischen Zyklus von Belinda Kirkpatrick, Südwest Verlag, 2019
  • Yoga für die Hormon-Balance von Silja Sperling & Ulrike Zander & Karolin Lankreijer, TRIAS-Verlag, 2020
  • Das Frauen-Hormone-Buch von Bernd Kleine-Gunk, TRIAS-Verlag, 2. Edition, 12. Juni 2013
  • Hormon-Meditationen: Hormonelles Gleichgewicht durch die Kraft der inneren Bilder von Karin Burk, Audio CD, 6. Februar 2017
  • Wie Yoga heilt: Einfache Übungen gegen 50 verbreitete Beschwerden von Tara Stiles, Knaur MensSana HC; 4. Edition, 1. März 2013

Quellen:

[1] https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/krebsrisiko-hormonersatztherapie-in-den-wechseljahren.php

[2] Hormon-Yoga. Natürliche Balance in den Wechseljahren, Dinah Rodrigues, Schirner-Verlag, Darmstadt 2005